Samstag, 23. November 2013

Whitehorse - Terrace 28.9 - 4.10.2013


28. Sept. Whitehorse - Watson Lake
Es ist kalt und regnerisch. Wir verlassen Whitehorse bevor es zu schneien beginnt. Da es keine Alternativstrecke zum Alaska Hwy gibt, fahren wir dieselbe Strecke die wir vor knapp einer Woche hochfuhren nun in gegengesetzter Richtung bis Watson Lake wieder zurück. Vor einer Woche schon imponierte uns die Landschaft, nun erscheinen uns die Bäume noch viel farbenfroher und satter in ihrem Herbstkleid. Auch dünkt es uns, die weissen Käppli der Berge sind zwischenzeitlich etwas grösser geworden. Es ist wunderschön!


Alaskahighway

Dass sich Blochs ab und zu verfahren ist ja bekannt, aber dass sie nicht einmal einem einfachen Hinweis eines Lookouts folgen können, der nur wenige Meter neben dem Hwy ist, ist schon fast bedenklich. Aber das muss wohl so sein, denn manchmal kann sich verfahren auch lohnen. Denn auf einmal sehen wir in einem kleinen Nebensträssli tatsächlich einen Schwarzbären. Wer mehr erschrocken ist, ist nicht mehr nachvollziehbar. Diesmal habe ich meine Kamera startklar und ich schaffe es sogar ein Minifilm zu drehen bevor sich Mister Petz aus dem Staube macht. Vollster Zufriedenheit, das Wahrzeichen Kanadas im Kasten, der Lookout ist unterdessen nicht mehr interessant, nehmen wir die Fahrt auf dem Alaska Hwy wieder auf.
Berauscht von der atemberaubenden Kulisse der unendlichen Wäldern, den glasklaren Seen, den sumpfigen Tümpeln, das ganze umrahmt von der imposanten Bergwelt passieren wir Kilometer um Kilometer. Ab und zu werden wir von einem durchschlängelnden Fluss begleitet, und werden dabei nicht müde stundenlang dieses ewig gleiche Bild zu sehen das doch immer wieder anders und so faszinierend ist. Wir sind beeindruckt und können uns nicht genug sattsehen auch als wir nach
450 Km in Watson Lake ankommen. Diesmal campieren wir der schlechten Erfahrung und dem Wucherpreis wegen nicht mehr auf dem "Baby Nugget". Wir finden einen gemütlichen Forestcamp und bräteln unsere letzten CH-Servelas am Stecken bei einer Temperatur von 7/8 Grad, wie romantisch.




29. Sept. Watson Lake - Boya Lake
Es regnet, ist stürmisch und normalerweise lässt man bei diesem Wetter keinen Hund nach draussen, und wir erwachen begleitet vom Geräusch der tropfenden Blätter, und wir diskutieren ob heute Samstag oder Sonntag ist.

Verzweigung Alaskahwy zu Cassiarhwy

Cassiarhighway


Wir fahren nun auf der Nr. 37 dem Cassiar Hwy. Das Wetter verspricht für heute keine Aufhellungen, und wir können die schönen Herbstwälder nicht besonders geniessen. Plötzlich durchfahren wir einen längeren Abschnitt indem 2010 und 2011 zwei riesig Feuer wüteten und unzähligen Bäumen ihr grünes Kleid raubten. Ja, trostlos stehen sie da, passt irgendwie zum Wetter, doch für die Natur entsteht dadurch eine Chance auf neues Leben.

Brandzeichen


Wir machen Halt beim Boya Lake, den wir glasklar und türkisfarben anzutreffen erhoffen. Doch bei diesem Wetter.......Wir verzichten obwohl erst früher Nachmittag auf eine Weiterfahrt, denn so können wir wirklich nicht mehr viel von der Umgebung wahrnehmen. Dass wir die einzigen Gäste auf dem einsamen Forestcamp sind versteht sich von selbst. Wir sitzen also im Niemandsland! In nördlicher Richtung ca. 100 Km von der nächsten Ortschaft, südlich etwa 20 Km von einer kleinen Indianersiedlung entfernt. Wir verweilen im Camper und erledigen Schreibarbeit, lesen oder spielen Jazzy, dabei hören wir dem Regen zu der über unseren Camper prasselt. Zum Znacht passt eine wärmende Suppe und dazu Würstli.
Um der Kälte zu entfliehen gehen wir früh zu Bett. Und es ist still ringsum, der Regen hat aufgehört, man hört nur noch ab und zu Tropfen die aufs Dach fallen. Normalerweise braucht der Schreiberling Ohrstöpsel um sich von den störenden Geräuschen abzukapseln. Doch einmal Nichts, kein Auto das vorbeiquietscht, kein Zug der vorbeidonnert, kein Hundegebell das einem den letzten Nerv ausreisst, keine lauten Stimmen, kein Hämmern und Klopfen, es ist schon fast unheimlich still und plötzlich inmitten dieser Stille ist es da das vertraute Geräusch meines Bettteilers....und sofort stecke ich mir meine Ohrstöpsel in die dafür vorgesehenen Löcher!!

Boya Lake


30. Sept. Boya Lake - Tatogga Lake Resort
Besonders gut schlafen wir nicht. Wir sind zu früh zu Bett und wälzen uns mitten in der Nacht hin und her wie die Hippos im Schlamm. Aber schliesslich wird es auch morgen.
Wir machen uns startklar für die nächste Etappe. Wir fahren weiter auf dem Cassiar Hwy. Wir sehen wiederum Wälder, Seen, Flüsse und Berge, doch in einem ganz anderen Bild als auf dem Alaska Hwy. Die Strasse ist viel enger, die Bäume stehen nahe am Strassenrand und die Berge sind greifbarer. Und offenbar hat es weit herunter geschneit, denn viele Gipfel haben eine weisse Schicht. Wir lassen uns berieseln von der Schönheit der Natur und und saugen all die Eindrücke in uns auf.
















Auch das Wetter ist besser geworden, wir sehen ab und zu die Sonne! Wir fahren langsam, geniessen die Gegend, fotographieren und lassen uns von den wenigen Autofahrern überholen. Auf den nächsten 250 Km durchfahren wir nur zwei drei kleine Siedungen. Zur Abwechslung stören wir einen Weisskopfseeadler beim Mittagessen.

zu spät abgedrückt

geflüchtet
















Nun machen wir Halt in Tatogga Lake Resort das unter deutscher Leitung steht. Wenigstens gibt es einen Campingplatz mit Dusche. Wie freuen wir uns darauf. Nach drei Tagen ohne Dusche, in den Forestcamps gibt es meistens keine Duschen auch keine Toiletten nur Plumsklos, haben wir Hygieneverwöhnten ein besonderes Bedürfnis. Die Duschen und die Toiletten sind zwar "grusig", es gibt aber warmes Wasser und für das Wenige das wir für den Platz bezahlen darf man nicht noch reklamieren.

1. Okt. Tatogga Lake Resort - Stewart
In Kanada ist es üblich, dass bei Baustellen oder sonstigen Hindernissen eine Person oftmals Frauen den Verkehr mit einer STOP- resp. SLOW-Tafel regeln.

Verkehrsregler

Dies haben wir oft erlebt, dies ist wahrscheinlich die einfachere und günstigere Variante anstelle eines Lichtsignals. Kurz nach unserer Weiterfahrt werden wir von einem Verkehrsregler aufgehalten. Der Mann erklärt uns, dass der Unterbruch etwa eine Viertelstunde dauern wird. Wir können sehen, dass mit riesigen Maschinen geholzt wird und wir fragen nach dem Grund. Für die Power Line ist die Anwort. Während unserer Weiterfahrt sehen wir das ganze Ausmass. Eine etwa 50 Meter breite Schneise wird auf der einen Strassenseite abgeholzt. Ungefähr 50 Km weiter entdecken wir dann die ersten Strommasten.

Eingerahmt von Coast Mountains im Westen und den Skeena Mountains im Osten besitzt die Strecke von Iskut bis Meziadian Junction landschaftlich fantastische Abschnitte, die vom Alaska Hwy kaum mehr in ähnlicher Art erreicht, geschweige überboten werden. Genau auf halber Strecke der Nr 37 liegt der auf dem 750 Km langen Cassier Hwy der glasklare Kinaskan Lake. Einfach wunderschön!

Kinaskan Lake


Doch allmählich werden die Wolken wieder dichter. Und sie hängen immer tiefer bis es wirklich wie aus Kübeln zu regnen beginnt. Schade, ich bin den Tränen nahe! Nun können wir nur noch erahnen was wir von der Schönheit der Natur verpassen.

Baustelle

Wir fahren weiter, denn ein Halt bei dem Sauwetter macht auch keinen Sinn. Jammern hilft nicht und wir erleben heute doch noch ein Highlight. Dank einer weiteren Baustelle fahren wir mit gedrosselter Geschwindigkeit, und so sehen wir plötzlich zu unseren Rechten und in einiger Entfernung ein Moosepärchen. Wir halten an, ich zoome die Kamera und knipse wie verrückt, und auf einmal stelle ich fest, wie das Weibchen durch das sumpfige Wasser geradewegs auf die Strasse zuwatet, das liebestolle Männchen stöhnend und ächzend hinterher. Oh, wie schön muss Liebe sein. Hinter unserem Auto wechseln sie schliesslich die Strassenseite. Für einmal hatten wir das Glück auf unserer Seite, denn ein solches Schauspiel wird einem nicht alle Tage geboten. Eine schöne  Entschädigung für das missliche Wetter!

Moosekuh (CH=Elch)

Moosemännchen


Liebestoll

In Meziadin Junction wechseln wir auf die 37A Richtung Stewart. Laut Reiseführer wiederum eine grandiose Landschaft begleitet von Gletschern und Wasserfällen. Wir sehen von all dem leider nicht viel und vertrösten uns damit, dass es bei der Rückfahrt in zwei drei Tagen nur besser werden kann. Nach 24 Km kommt der eindrucksvolle Bear Glacier mit Gletschersee Strohn Lake. Wir sehen nur die untere Hälfte des blauschimmernden Geltschers. Und die andere Hälfte? Na wo schon? Natürlich in den Wolken.

Highway 37 A nach Stewart

Bear Glacier

Weiter gehts durch einen malerischen Canyon, und nach 65 Km erreichen wir Stewart den Grenzort zu Hyder/Alaska. Wir suchen nach einem Campingplatz. Doch auch in Stewart hat man mit der Saison bereits abgeschlossen, denn beide Campingplätze sind geschlossen. Wir überlegen ob wir zum Clemens Lake einem kleinen reizvollen Seeli, das wir kurz vor Stewart entdeckt haben zurückfahren und wild campen sollen? Durch Zufall können wir aber doch auf einem der bereits geschlossenen Plätzen übernachten. Diesen Umstand verdanken wir anderen Spätreisenden, die es irgendwie schaffen den Besitzer des Campgrounds ausfindig zu machen und der ein Herz für "Obdachlose" zeigt.

Campingplatz


2. Okt. Stewart/Hyder
Der heutige Tag startet ohne Regen aber mit viel Nebel und der hält sich hartnäckig. Zum Wachwerden begeben wir uns ins mystische Sumpfgebiet, eine Plattform zur Vogelbeobachtung. Wir sehen nicht viel, es ist zudem sehr kalt und windig.

Sumpfgebiet

Steg über Sumpfgebiet

Down Town von Stewart

Wir hoffen auf besseres Wetter in Hyder, das liegt zwar nur wenige Kilometer hinter einer Bergkette jenseits von Stewart und liegt auf dem Boden Alaskas. Die nur durch zwei Schilder und bunte Wimpeln kenntlich gemachte internationale Grenze wird heute bei der Einreise nach Canada (im Gegensatz zu früheren Jahren) tatsächlich kontrolliert, in die USA nicht, da jegliche Verbindung zu irgend einem anderen Ort in Alaska fehlt. Auch wenn die Grenze praktisch bedeutungslos ist, teilt sie doch offiziell zwei Nationen, und wir sind beim überschreiten der Grenze zum ersten Mal in AMERIKA. In Hyder ist "der Hund begraben", nur Sommertouristen bringen ein bisschen Betrieb in den kleinen fast schon Geisterort.

Grenze USA/ Kanada
Hyder/Alaska

Postoffice

Hyder

im Sommer geöffnet im Winterverbarrikadiert


Store

Sechs Kilomer nördlich des Ortes kann man ein Naturschauspiel besonderer Art sehen. Unser Interesse gilt dem Fish Creek in dem zwischen Mitte Juli und Anfang September mächtige Lachse bachaufwärts ziehen. Mit dem Wissen, dass wir spät dran sind, erhoffen wir uns doch noch etwas von dem Schauspiel, von einer dafür extra angelegten Aussichtsplattform mitzubekommen, wie nur wenige Meter tiefer sowohl Grizzlies als auch Schwarzbären mit fast bewegungslosen Lachsen leichtes Spiel haben und genüsslich ihren Fang vertilgen. Normalerweise herrscht dort ziemlicher Andrang, doch wir sind fast die einzigen Gäste und hätten die besten Plätze für das Theater doch leider fehlen die Akteure. Keine Lachse gleich keine Bären. Wir sind zu spät. Schade!

Aussichtsplattform

"der Tatort"

Sicht auf den Fish Creek

Lachskadaver nach dem Laichen

von Bär angefressener Lachs

übriggebliebener Rest













Inzwischen hat sich aber der Nebel aufgelöst, und wir wagen es mit unserem Camper eine 18 Km  lange, rumpelige und kurvenreiche Schotterstrasse hochzufahren. Vom diesem ersten Aussichtspunkt, eine Weiterfahrt wollen wir unserem Camper nicht zumuten, können wir den Salmon Glacier ausmachen. Und wir werden belohnt, die Aussicht auf diesen Gletscher ist atemberaubend.
Wir wechseln wieder die Grenze von Amerika nach Canada!



18 Km vor uns liegende Schotterstrasse


Salmon Glacier





Salmon River















3. Okt. Stewart - Yellowhead Hwy irgendwo zwischen Kitwanga und Terrace am Skeena River

Wir wollen Stewart verlassen, denn das Wetter lädt uns nicht zum Bleiben ein. Bevor wir losfahren die gleiche Strecke 37A wieder zurück bis nach Meziadin Junction und dann anschliessend die 37 Richtung Kitwanga einschlagen, erledigen wir noch schnell unsere Einkäufe. Wir lernen den Ladenbesitzer Gödu kennen. Der Schweizer ist mit einer Welschen verheiratet und lebt schon 45 Jahre in Canada. Wir plaudern ein bisschen über Gott und die Welt und pötzlich gesellt sich noch ein weiterer Schweizer dazu, der beruflich, ist kein Witz, in Stewart zu tun hat. Schweizer gibt es also in Stewart bald mehr als Kanadier, denn auch im Liquor Store arbeitet ebenfalls eine Schweizerin.

Gödu's Lädeli

Stewart

Stewart














Weiterfahrt auf der Nr. 37A! Nach einer Kurve, wir können es kaum glauben, tapst tatsächlich mitten auf der Strasse ein Grizzlie des Weges. Wir haben Glück und hinter uns ist kein Auto, so dass Chrigu langsam abbremsen kann. Ich dagegen kann wiederum ein Filmli aufnehmen. Der Bär trottet gemütlich, wippend mit seinem breiten Hinterteil doch immer wieder rückwärtsschauend um jederzeit Herr der Lage zu sein. Auf einmal wird es ihm doch zu bunt, und er verschwindet in den Wäldern. Für uns ein Highlight, wir sind ganz aus dem Häuschen.
Weiterfahrt! Gute zwei Stunden später erblicken wir Bär Nr 2 der an einem Bord genüsslich seine Beeren oder Blätter frisst. Diesen Black Bear erwische ich mit der Kamera. Jupii Highlight Nr.2

Schwarzbär

Weiterfahrt! In Gitanyow, 20 Km nördlich von Kitwanga machen wir einen kleinen Abstecher in das Indianerdorf. Zu bewundern gibt es dort eine Gruppe schöner Totem Poles.

Totem Poles


In Kitwanga ist der Cassiar Hwy zu Ende. Bevor wir auf dem Yellowhead Hwy in östlicher Richtung weiterfahren, befassen wir uns nochmals mit der Geschichte der Indianer. Dazu geht es auf einen kurzen Rundgang der uns auf einen Hügel führt auf dem früher mal Indianer gelebt haben sollen. Was uns aber auf einmal weit mehr interessiert ist Bär Nr 3. Der Schwarzbär steht genau auf derselben Stelle die wir vor fünf Minuten passierten und schaut frech zu uns auf den Hügel herauf. Obwohl wir nun genügend Abstand haben, haben wir schon ein etwas mulmiges Gefühl, insbesondere weil wir dort erneut vorbei müssen. Wir warten noch ein Weilchen bis unser Freund in den Bäumen verschwindet, dann hasten wir so schnell wie möglich zum Auto zurück. Das nennt man Glück, drei Teddys an einem Tag....

Rundsicht vonm Hügel

Bär Nr. 3

Standort des Bären am Treppenende

Weiterfahrt! Wir sind nun auf dem Yellowhead Hwy. Auf der Suche nach einem Campingplatz verlässt uns unsere heutige Glückssträhne. Wir stehen dauern vor geschlossenen Portalen mit dem Schild: "closed for season"! Na Bravo! Wir machen Halt am Skeena River und übernachten im "Irgendwo" unterwegs nach Terrace.

Skeena River

unser sumpfiger "Campingplatz"
4. Okt. Yellowhead Hwy irgendwo am Skeena River - Terrace
Wir erwachen vom starken Regen der aufs Autodach trommelt. Wir hätten so ein romantisches Plätzli am Fluss ganz alleine für uns, nun müssen wir raschmöglichst verschwinden damit wir mit dem Auto nicht im Morast stecken bleiben.
In Terrace der einzigen grösseren Stadt zwischen Prince Rupert und Prince George füllen wir wieder mal unsere Vorräte auf. Das missliche Wetter erlaubt sowieso nur Shopping, doch auch das ist nicht so spannend bei dem Wetter. So machen wir diesen Tag zu unserem Waschtag, unser Wäscheberg wird nämlich immer grösser. Raschmöglichst suchen wir einen Campingplatz mit einer Laundry auf. Dazu erledigen wir ein bisschen Schreibarbeit, sprich Blog schreiben!














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